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Die
Umschiffung eines Gebirges: Per Faltboot um Korsika
Korsika, die viertgrößte Insel des Mittelmeers, erfreut
sich bei Bergwanderern, Kletterern und Wildwasser-Junkies, die ihre
Ostereier lieber in schäumenden Bergflüssen suchen, großer
Beliebtheit: Über 2000m hoch ragen etliche Gipfel auf, und die
Schneeschmelze läßt Golo, Tavignano und Restonica für
wenige Wochen schiffbar werden. Doch auch im Sommer gibt's genug Wasser
zum Paddeln: Vor der Küste. Wir haben uns im Juli 2011 daran
gemacht, die rund tausend Kilometer Küstenlinie von der Wasserseite
aus zu erkunden. Wie immer mit unseren beiden Faltbooten. Am Ende
waren wir sowohl von der schroffen West- als auch der sandigen, flachen
Ostküste begeistert.
Wo fängt man denn da an? Und wie herum paddelt man?
Das haben wir uns auch gefragt. Und uns dann für St. Florent
im Norden an der Wurzel des Korsischen Kap-Fingers und für "gegen
den Uhrzeigersinn" entschieden. Schwerwiegende Gründe dafür
gab es jedoch nicht. Auch andere Küstenorte hätten Startpunkt
sein können, und Winde kommen auf der Westseite sowohl aus nordwestlichen
(Mistral) wie südwestlichen (Libecciu) Richtungen; auf der Ostseite
überwiegen im Sommer leicht Winde aus Südost.
Wir haben zur Einschätzung der Wetterlage (sofern nicht schon
der Sturm tobte) das Jacht-Orakel erfunden, oder wenn möglich
in Häfen den Wetterbericht der Capitainerien genutzt. Das Jacht-Orakel
geht so: Die Anzahl, Position, Lage und Tageszeit ankernder Jachten
in einer Bucht verrät, aus welcher Richtung in der nahen Zukunft
schonmal kein Starkwind zu befürchten ist.
Und das mit dem Süßwasser?
Wir hatten keine Entsalzungsanlage dabei, statt dessen eine Notreserve
von 10l Trinkwasser, sowie zusätzlich rund 22 Liter für
den eingeplanten Verbrauch, die wir bei jeder sich bietenden Gelegenheit
immer wieder aufgefüllt haben. Bei uns reichte dieses "Brauchwasser"
für etwa vier Tage. Proviant führten wir ebenfalls immer
für etwa fünf Tage mit. Schließlich ist Korsika nicht
der alaskanische Busch; mit etwas Willenskraft und Schinderei sind
Straßen oder sogar kleine Siedlungen zu Fuß erreichbar,
falls Wind und Wellen ein Weiterpaddeln nicht erlauben.
Wo schläft man denn da?
Wildes Zelten ist in Korsika offiziell verboten. Wir hatten aber den
Eindruck, daß die Korsen wohl unterscheiden zwischen einem geplanten
Dreiwochen-Aufenthalt an einem Fleck und dem Biwak in einer Bucht
über Nacht - bzw. länger, wenn der Wind uns dort gefangen
hielt. Nie haben wir Probleme bekommen. Allein gegenüber offenem
Feuer sind die Menschen sensibel, und daß man das nicht macht,
war für uns selbstverständlich. Wir haben stets auf Kies
oder Felsen unseren Benzinkocher verwendet.
Trotzdem kann man nicht überall einfach das Zelt hinstellen.
Allein deshalb nicht, weil es kein geeignetes Fleckchen Grund dafür
gibt. Für solche Fälle hatten wir Hängematten mit integriertem
Moskitonetz dabei. Sehr komfortabel - und angenehm für den Rücken.
Manchmal allerdings haben wir uns unter freiem Himmel zwischen unsere
Boote gelegt. Auch, um den Blick auf Meer und Himmel zu genießen.
Was
wir bestimmt nicht vergessen
sind zum Beispiel die bizarren roten Felsen von Scandola, einer
wilden Landzunge südlich von Galeria. Dutzende Meter ragen sie
auf, sind durchlöchert von Spalten und Grotten. Wind und Wasser
haben zahllose Skulpturen geschaffen, und die Phantasie galoppiert
bei deren Betrachtung ins Grenzenlose. Unvergessen bleiben dort aber
auch die zahllosen Motorboote, deren Kapitäne offenbar noch nie
festgestellt haben, daß sie Wellen generieren, wenn sie an einem
vorbeipreschen. Das gilt erst recht für die großen Touristenschiffe.
Da durften wir öfters Meterwellen ausreiten
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