Prince William Sound [Seite 1 von 2] [weiter][zurück]
Prince
William Sound -Allgemeines
Der
Prince William Sound bedeckt als nördlichster, eisfreier
Sund Nordamerikas eine Fläche von der Größe Nordrhein-Westfalens.
Seine geschützte Lage ermöglicht sichere Paddeltouren
in die Fjordwelt der Chugatch Mountains, die sich majestetisch
bis auf über 4000 Meter erheben. In drei Wochen paddelte
ich 300 Kilometer durch den westlichen Teil des Sund. Die
Übersichtskarte
zeigt den Tourenverlauf und mögliche Biwakplätze.
Startpunkt
der Reise
war Whittier, das mittlerweile auch über einen Autotunnel
an das Straßennetz Alaskas angebunden ist. Am schnellsten
erreicht man Whittier von Anchorage mit dem Taxi. Die meisten
Taxifahrer akzeptieren einen Pauschalpreis von ca. 130USD, inklusive
Tunnelgebühr.
Tourenverlauf
Nachdem ich mich in den drei Lebensmittelläden von Whittier
mit Proviant für drei Wochen eingedeckt und das Faltboot
am Hafenbecken aufgebaut hatte, ging es hinaus auf den zwei Kilometer
breiten und 16 Kilometer langen Passage Canal. Wäre nicht
das salzige Wasser, könnte man glauben, auf einem See mitten
in den Bergen zu paddeln. Die Ufer sind steil und felsig, nur
selten bieten sich geeignete Lagerplätze an. Am Ende des
Passage Canals, am Decision Point liegt jedoch ein wunderschöner
Platz der allerdings einen gravierenden Nachteil hatte: Dutzende
Kajaks und Zelte standen dicht gedrängt auf der Landzunge,
die nach Westen hin eine schöne Lagune bildet. Für ein
weiteres Zelt gab es absolut keinen Platz mehr. Also weiter; ich
entschied mich Kurs Süd einzuschlagen und wollte im Schwemmland
des Tebenkof Gletschers einen Platz für die Nacht finden.
Wieder Fehlanzeige! Der gewaltige Tiedenhub von über drei
Metern lässt das Schwemmland alle zwölf Stunden im Meer
versinken. Ohne Pause ging es weiter in die Blackstone Bay hinein.
Das südliche Ufer ist dort ebenfalls steil und bietet kaum
Lagermöglichkeiten. Nach weiteren drei Kilometern fand ich
endlich einen Lagerplatz im offenen Gelände mit einem Hausbach,
dessen klares Wasser aus den Bergen herunter geschossen kam.
Am
nächsten Morgen wieder eine Überraschung: Es war Ebbe,
das Meer hatte sich weit zurückgezogen. Um das Boot zu Wasser
zu lassen, blieb mir nichts anderes, als den Tag mit einer über
hundert Meter langen Portage zu beginnen. In südwestlicher
Richtung ging es weiter zu den Abbruchkanten von Beloit und Blackstone
Gletscher, die am Ende der Bay direkt im Meer kalben. In unmittelbarer
Nähe der Gletscher dümpelten kleine Eisberge im graublauen
Wasser. Robben dösten auf den Schollen, die träge in
der Gezeitenströmung trieben. Von den Gletschern wehte ein
kalter Wind. Nach zwei schönen Tagen in der Blackstone Bay
paddelte ich zurück zum Decision Point und nahm Kurs Nordost
Richtung Port Wells. Der 12 Kilometer breite Fjord überzeugte
mich, in Ufernähe zu bleiben. Nur die kleine Pigot Bay, Pirate
Cove und Hummer Bay paddelte ich nicht aus.
Die
nächsten Tage ging es weiter nordwärts in den Barry
Arm und schließlich in den Harriman Fjord, den Höhepunkt
der Tour. Seine geschützte Lage und die Tatsache, dass gleich
sechs Gletscher in den Fjord kalben, lassen eine Paddeltour zu
einem unvergesslichen Erlebnis werden. Die Landschaft ist Grandios.
Vergletscherte Dreitausender die sich makellos in den blauen Himmel
erheben, rahmen den Fjord ein. Eisberge schwammen glitzernd im
grauen Wasser. Auf Eisschollen aalten sich Seeotter und dösten
in der Sonne.