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Yukon River
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Stromab des Rampart Canyon drängt sich von Süden her der
Tanana River mit seinen grauen Fluten in den Yukon, der dort fast
einen Kilometer mißt. Wir kamen flott voran und schafften Dank
der Strömung mühelos über 50 Kilometer am Tag. Weiter
ging es fast genau nach Westen und in den Hochsommer hinein. Nahezu
täglich zogen nachmittags von Norden her gewaltige Wolken auf,
die sich in heftigen Gewittern entluden. Wir richteten unseren Tagesrhytmus
darauf ein und schlugen unser Lager zeitig auf. Meist wählten
wir Inselspitzen, die mit ausgedehnten Kiesbänken moskitofreie
Abende garantieren. Die Tage vergingen ohne besondere Ereignisse,
Routine beherrschte unser Dasein, tagsüber lagen wir oft stundenlang
in den Booten, ließen uns treiben, lasen Bücher und genossen
den Sommer.
Hinter
Koyukuk dreht der Yukon nach Süden ab. Ohne es zu merken verpassten
wir "Last Chance", den letzten Schnapsladen am Yukon,
der kurz hinter der Siedlung Koyukuk liegt. Nur zwanzig Kilometer
stromab erzählten uns Fischer davon. Toru war so begeistert,
dass er gegen die Strömung zurückpaddelte, um ein paar
Bilder zu machen. Ich war zu faul und paddelte einige Tage allein
weiter, bis mich Toru wieder einholte.
Je
weiter wir nach Süden kamen, umso unbeständiger wurde
das Wetter. Kurz hinter Russian Mission fiel über Nacht das
Thermometer auf 8 Grad und sollte die folgenden Wochen kaum noch
steigen. Der Sommer neigte sich dem Ende obwohl es erst Ende Juli
war. Wenige Tage später kam der Wind. Die schützenden
Bergketten blieben zurück und wir paddelten in das weite Yukondelta
hinein. Eine steife Brise pfiff tagelang von Westen her stromauf
und peitschte die Wellen gefährlich auf. In meinem offenen
Kanadier war ich den Gewalten des Wetters schutzlos ausgesetzt und
hatte erhebliche Schwierigkeiten, überhaupt noch vorwärts
zu kommen. Toru in seinem geschlossenen Faltboot, das dem Wind kaum
Angiffsfläche bot, kam wesentlich besser voran.
Ständig schwappten die Wellen über den Süllrand des
Kanadiers und die graue Brühe stand knöcheltief im Boot.
Ich entschied mich in kleinen Sloughs, geschützen Seitenarmen
des Yukons weiterzupaddeln. Toru und ich trennten uns, er versuchte
sein Glück auf dem breiten Hauptstrom. Ich verschwand in den
Sloughs. Natürlich ging das nicht immer, oft musste ich auch
hinaus auf den aufgewühlten Yukon. Kilometer um Kilometer arbeitetete
ich mich so weiter.
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